Ein Mensch kann Wochen ohne feste Nahrung auskommen, ein paar Tage ohne etwas zu Trinken, aber nur wenige Minuten ohne Luft zu atmen. Das allein zeigt, wie wichtig die Atmung für unser Leben ist. Doch im Alltag denken wir meist nicht darüber nach, der Atem kommt und geht einfach völlig unbewusst.
Während viele Menschen mit rund nach vorn gebeugtem Rücken stundenlang vor dem Computer auf der Arbeit sitzen, fällt es besonders schwer zu atmen. Hierfür muss die Atemmuskulatur erst einmal den Oberkörper in eine aufrechtere Haltung bewegen, damit Luft besser einströmen kann. Durch die unbewusste Atmung bleibt der Atemvorgang oberflächlich, wir atmen schlichtweg zu „kurz“. Der Körper wird zu wenig mit Sauerstoff durchflutet. Dabei ist dies so wichtig, damit das Blut basischer wird, bestimmte Stoffwechselvorgänge angeregt werden und man sich insgesamt wacher, fitter und entspannter fühlt.
Hier liegt der Schlüssel zur Entspannung: Wer tief und ruhig durchatmet, entspannt seinen Körper ganz automatisch! Bei Angst hingegen stockt einem der Atem. Bei hoher Aufregung wird viel zu schnell und hektisch geatmet, man läuft Gefahr zu hyperventilieren. Seufzen tagsüber, sprich tiefes ein- und ausatmen, ist ein Signal vom Körper Stress abzubauen, Verbrauchtes abzugeben und den Körper im Verlangen nach mehr Sauerstoff Energie zukommen zu lassen.
Wie atmet man nun „richtig“?
Hierfür sollte man zuerst einmal den Atemvorgang verstehen. Bei der Atmung geschieht eine dreidimensionale (von oben nach unten, von Seite zur Seite und von vorn nach hinten) Formveränderung der Brust- und Bauchhöhle. Dies kann man gut spüren, indem man während tiefer Atemzüge seine Hände auf den Brustkorb bzw. die Rippen legt und die Bewegung fühlt.
Anders als vermutet, saugen wir die Luft nicht ein, sondern wir schaffen nur den Raum dafür! Durch die muskuläre Erweiterung der Brust- und Bauchhöhle entsteht ein Unterdruck und Luft strömt von außerhalb in uns hinein.
Die Brusthöhle schafft eine Veränderung in Form und Volumen (wie ein Akkordeon). Die Bauchhöhle schafft während des Atemvorganges hingegen nur eine Veränderung der Form (das Volumen bleibt immer gleich, wie bei einem Wasserballon). Die Brusthöhle weitet sich während der Einatmung und drückt somit auf die Bauchhöhle. Der Bauch schiebt sich dadurch nach vorn. Ist der Magen durch viel Essen oder Trinken gefüllt, fällt das atmen schwerer, da das Volumen der Bauchhöhle ansteigt, indem sich der Magen ausdehnt. Dadurch bleibt folglich weniger Platz für das Volumen der Brusthöhle.
Das Zwerchfell ist der Hauptatemmuskel und trennt den Bauchraum vom Brustraum ab. Bei der Einatmung schiebt das Zwerchfell den Bauch nach vorn und hebt den Brustkorb an. Die Ausatmung ist bei ruhiger Atmung eine passive Umkehrung dieses Vorganges.
Durch die Atmung und die damit verbundenen Bewegungen im Torso, werden auch die Organe bewegt und massiert. Die Qualität unserer Atmung hat daher große gesundheitliche Auswirkungen (besonders auf Darm, Herz und Lunge).
Im Yoga gibt es viele verschiedene Techniken um die Atmung bzw. die Atemmuskulatur zu trainieren, den Atem bewusst zu spüren und sich darauf zu konzentrieren. Atem-Körper-Konzentration ist der Schlüssel zur Entspannung, Gesundheit und für mehr Energie. Probiere es aus und erfahre es selbst! 🙂